
Evgeny Yudin
Autor
Qualifikation: International Health Access Consultant
Position: Founder of Pillintrip.com
Unternehmen: Pillintrip.com – International Health and Travel
Wenn Sie regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen und eine Reise oder einen Umzug ins Ausland planen, kann ein kleiner, aber entscheidender Faktor Probleme bereiten: Ihr Originalrezept wird möglicherweise nicht anerkannt. Selbst wenn das Medikament im Zielland erhältlich ist, reicht ein handgeschriebener Zettel Ihres Arztes auf Deutsch oft nicht aus.
Einige Länder verlangen eine übersetzte Version, andere akzeptieren ausschließlich lokal ausgestellte Rezepte. In diesem Leitfaden erfahren Sie, wann eine Übersetzung notwendig ist, wie die rechtlichen Anforderungen in 9 Ländern aussehen, und wo Sie geeignete Vorlagen und Hilfe finden.
I. Wann Sie Ihr Rezept übersetzen lassen sollten
Es gibt mehrere Situationen, in denen eine Übersetzung des Rezepts unverzichtbar ist:
1. Sie ziehen dauerhaft ins Ausland
Wenn Sie für Arbeit, Studium oder aus privaten Gründen längere Zeit im Ausland leben, benötigen Sie unter Umständen eine Übersetzung Ihres Medikationsplans, um weiterhin Zugang zu Ihrer Therapie zu erhalten. Viele Apotheken im Ausland verlangen ein Dokument in der Landessprache oder eine übersetzte Version mit offiziellen Angaben.
2. Sie reisen für mehrere Wochen oder Monate
Bei längeren Reisen, besonders mit Medikamenten im Gepäck, müssen Sie mit Fragen bei der Einreise oder beim Medikamentenkauf rechnen. Ein übersetztes Rezept mit Wirkstoff (INN) statt Markenname hilft, Missverständnisse zu vermeiden.
3. Sie nutzen internationale Telemedizin oder Online-Apotheken
Einige internationale Gesundheitsdienste akzeptieren übersetzte Rezepte, insbesondere auf Englisch. In vielen Fällen verlangen sie jedoch eine beglaubigte Version mit Stempel und Unterschrift des Arztes.
4. Sie möchten Medikamente im Ausland nachkaufen
Auch wenn das Medikament verfügbar ist, wird es oft nicht ohne Rezept des jeweiligen Landes abgegeben. Ein übersetztes Rezept erleichtert einem lokalen Arzt die Ausstellung eines neuen, gültigen Rezepts.
5. Sie beantragen eine Rückerstattung oder Steuerfreistellung
In manchen Fällen, z. B. innerhalb der EU, kann ein übersetztes Rezept die Rückerstattung medizinischer Kosten erleichtern.
Fazit: Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen und länger als nur ein Wochenende unterwegs sind, sollten Sie unbedingt ein übersetztes Rezept mitführen.
II. Warum eine einfache Übersetzung nicht ausreicht
Ein selbst übersetztes Rezept oder ein automatisch übersetzter Text aus dem Internet kann unvollständig oder juristisch ungültig sein. In vielen Ländern gelten klare Vorschriften für medizinische Dokumente, insbesondere für verschreibungspflichtige oder kontrollierte Substanzen.
1. Rechtliche Anforderungen
Ein übersetztes Rezept muss in vielen Fällen bestimmten Formvorgaben entsprechen. Dazu gehören etwa das Format, die Angaben zum Arzt, die Angabe des Wirkstoffs (INN) statt Markenname sowie Unterschrift und Stempel.
2. Fehlen wichtiger Daten
Viele inoffizielle Übersetzungen lassen wichtige Informationen weg:
- Patientendaten (Name, Geburtsdatum)
- Medikamentenname und Wirkstoff
- Dosis, Einnahmefrequenz, Behandlungsdauer
- Angaben zum Arzt (Name, Lizenznummer, Anschrift)
- Datum der Ausstellung
Ohne diese Angaben kann das Rezept im Ausland abgelehnt werden.
3. Verwendung von Markennamen
Viele Arzneimittel werden in anderen Ländern unter einem anderen Namen vertrieben. Beispiel: „Thomapyrin“ heißt in Spanien möglicherweise ganz anders. Der Wirkstoff (z. B. Paracetamol) ist international verständlich und sollte angegeben werden.
4. Mangelnde Glaubwürdigkeit
Ein Rezept ohne Unterschrift, ohne offizielle Angaben zum Arzt oder mit schlecht übersetzten Inhalten wird im Ausland oft nicht ernst genommen. Besonders bei kontrollierten Medikamenten (z. B. Schlafmitteln, Antidepressiva, Schmerzmitteln) ist eine offizielle Form unerlässlich.
Fazit: Eine qualitativ hochwertige, strukturierte und idealerweise beglaubigte Übersetzung ist der Schlüssel zu einer reibungslosen Medikamentenversorgung im Ausland.
III. Rechtliche Anforderungen in 9 Ländern
Jedes Land hat eigene Regeln, ob und wie ein ausländisches Rezept anerkannt wird. In manchen Ländern werden solche Rezepte generell abgelehnt, in anderen benötigen sie eine beglaubigte Übersetzung. Hier sind die Vorschriften für 9 Länder im Überblick.
USA
- Anerkennung ausländischer Rezepte: Nicht akzeptiert in Apotheken.
- Übersetzung: Hilfreich für Arztgespräche oder Telemedizin.
- Offizielle Quelle: FDA – Personal Importation
Deutschland
- Anerkennung: Nur in Ausnahmefällen, meist nicht direkt gültig.
- Übersetzung: Für Konsultation beim Arzt nötig.
- Quelle: Zoll.de – Arzneimittel und Betäubungsmittel
Frankreich
- Anerkennung: Ausländische Rezepte werden nicht direkt angenommen.
- Übersetzung: Nötig für französische Arztpraxis.
- Quelle: Douane.gouv – Medikamente mitführen
Italien
- Anerkennung: Nicht gültig in Apotheken.
- Übersetzung: Wird vom lokalen Arzt zur Ausstellung eines italienischen Rezepts benötigt.
- Quelle: AIFA – Arzneimittellisten
Spanien
- Anerkennung: Ausländische Rezepte meist nicht direkt einlösbar.
- Übersetzung: Empfohlen für Arzttermin vor Ort.
- Quelle: Ministerio de Sanidad – eRezept
Türkei
- Anerkennung: Nur selten akzeptiert.
- Übersetzung: Sollte beglaubigt sein, besonders bei längerem Aufenthalt.
- Quelle: Gov.uk – Gesundheit in der Türkei
Brasilien
- Anerkennung: Nicht gültig.
- Übersetzung: Wird für Arztkonsultation benötigt.
- Quelle: ANVISA – Arzneimittelregulierung
Japan
- Anerkennung: Nicht akzeptiert.
- Übersetzung: Pflicht für "Yakkan Shoumei" (Importgenehmigung).
- Quelle: MHLW – Arzneimittelimport
Russland
- Anerkennung: Ausländische Rezepte nicht gültig.
- Übersetzung: Nötig für russische Arztpraxis.
- Quelle: Russische Zollbehörde – Arzneimittelimport
IV. Wo Sie Rezeptvorlagen finden und wie Sie richtig übersetzen
Ein korrekt übersetztes Rezept ist mehr als eine Wort-für-Wort-Übertragung. Es sollte strukturiert, fachlich präzise und im besten Fall mit Unterschrift und Stempel versehen sein. Hier erfahren Sie, wie Sie es richtig machen.
1. Verwenden Sie offizielle oder medizinisch bewährte Vorlagen
Ein gutes Rezept enthält folgende Angaben:
- Vollständiger Name und Geburtsdatum des Patienten
- Internationale Bezeichnung des Wirkstoffs (INN)
- Dosierung, Einnahmefrequenz und Dauer
- Name, Adresse und Lizenznummer des Arztes
- Unterschrift, Stempel, Ausstellungsdatum
Folgende Plattformen bieten hilfreiche Dokumente oder Formulare:
- NHS.uk – britische Gesundheitsdienste
- Ameli.fr – französisches Gesundheitssystem
- Pillintrip.com – (bald verfügbar) internationale Vorlagen mit INN
2. Keine Markennamen verwenden
Verwenden Sie nie den Handelsnamen allein. Statt "Aspirin" besser "Acetylsalicylsäure". Markennamen variieren, Wirkstoffe nicht.
3. Professionelle Übersetzung prüfen lassen
Ideal ist eine zweisprachige Version vom Arzt. Alternativ sollte ein medizinischer Übersetzer hinzugezogen oder zumindest die Übersetzung vom Arzt gegengezeichnet werden.
4. Zusätzliche Dokumente beilegen
Besonders hilfreich sind:
- Originalrezept im Heimatland
- Kurzbrief oder Stellungnahme Ihres Arztes
- Medizinische Vorgeschichte oder Befunde
5. Auf das Ausstellungsdatum achten
Rezepte dürfen je nach Land nur 30, 60 oder 90 Tage alt sein. Immer Datum angeben und gegebenenfalls "gültig bis" vermerken lassen.
Fazit: Mit einer gut strukturierten, präzisen und nachvollziehbaren Übersetzung vermeiden Sie Missverständnisse und sorgen dafür, dass Sie Ihre Medikamente auch im Ausland sicher erhalten.
V. Benötigt man eine Legalisierung oder Apostille für ein übersetztes Rezept?
In vielen Fällen reicht eine einfache Übersetzung oder ein zweisprachiges Rezept mit Unterschrift und Stempel des Arztes aus. Wenn Sie jedoch länger im Ausland bleiben, Medikamente importieren oder in ein Land mit strengen Vorschriften reisen, kann eine offizielle Beglaubigung notwendig werden.
Was ist eine Apostille?
Eine Apostille ist eine internationale Beglaubigung, die von einem Gericht oder einer Behörde ausgestellt wird. Sie bestätigt, dass die Unterschrift, Position und das Siegel eines Dokuments authentisch sind. Sie wird von Ländern anerkannt, die dem Haager Übereinkommen beigetreten sind.
Ein mit Apostille versehenes Rezept kann helfen, die Echtheit der Angaben zu bestätigen – vor allem bei Einfuhren, Arztbesuchen oder Versicherungsanträgen.
Wann ist eine Legalisierung erforderlich?
In Ländern, die keine Apostille akzeptieren oder zusätzliche Anforderungen haben (z. B. Brasilien, Türkei, Japan), müssen Sie möglicherweise:
- die Übersetzung notariell beglaubigen lassen
- das Dokument von der Botschaft oder einem Konsulat legalisieren lassen
Dies kann mehrere Wochen dauern und sollte frühzeitig geplant werden.
Beispiele aus verschiedenen Ländern:
- Deutschland: Akzeptiert keine ausländischen Rezepte, kann aber beglaubigte Dokumente bei der Konsultation anerkennen.
- Frankreich & Italien: Fordern meist ein lokales Rezept, nutzen eine Übersetzung mit Apostille aber als Grundlage.
- Japan: Benötigt für die Medikamenteneinfuhr eine "Yakkan Shoumei" mit englischer oder japanischer Übersetzung.
- Brasilien & Türkei: Empfehlen eine notarielle Übersetzung mit Konsulatsstempel.
Wann keine Legalisierung notwendig ist:
- Wenn Sie das Rezept nur zur Vorlage beim Arzt nutzen
- Wenn Sie kleine Mengen Medikamente für den Eigengebrauch mitnehmen
- Wenn das Land keine besonderen Anforderungen an medizinische Dokumente stellt
Tipp: Informieren Sie sich vorab bei der Botschaft oder dem Gesundheitsministerium des Ziellandes. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu Anerkennung, Übersetzungen und Legalisierung medizinischer Unterlagen.
VI. Tipps von Ärzt:innen und Vielreisenden
Selbst wenn Ihr Rezept professionell übersetzt wurde, kann es im Ausland zu Missverständnissen kommen. Ärzt:innen und erfahrene Reisende empfehlen daher folgende bewährte Vorgehensweisen:
1. Sprechen Sie vor der Reise mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt
Informieren Sie medizinisches Fachpersonal über Ihr Reiseziel und Ihre Therapiedauer. Fragen Sie gezielt nach:
- Angabe des Wirkstoffs in INN-Form
- klare Dosierungs- und Einnahmehinweise
- einem kurzen medizinischen Begleitschreiben
2. Drucken Sie zwei Kopien aus – eine für Sie, eine für Behörden
Mitführen sollten Sie:
- das Originalrezept
- die Übersetzung
- ein Begleitschreiben (wenn vorhanden)
Ein Set bewahren Sie bei den Medikamenten auf, das andere separat bei Ihren Reisedokumenten.
3. Klarheit vor Fachsprache
Formulierungen wie „nach Bedarf“ sind nicht präzise genug. Beispiel:
Unklar: „Bei Schmerzen nach Bedarf“
Besser: „1 Tablette (500 mg Paracetamol) alle 6 Stunden, maximal 4 Tabletten pro Tag“
4. Digital absichern
Scannen oder fotografieren Sie alle relevanten Unterlagen und speichern Sie sie sicher in einer Cloud oder Passwort-App.
5. Im Zweifel: ärztliche Beratung vor Ort
In vielen Ländern ist es am einfachsten, mit einem übersetzten Rezept einen örtlichen Arzt oder eine Klinik aufzusuchen. Dort kann ein neues Rezept gemäß lokalen Vorschriften ausgestellt werden – insbesondere in Frankreich, Spanien und Italien.
Fazit: Eine gute Vorbereitung, transparente Kommunikation und eine verständliche Übersetzung machen den Medikamentenzugang im Ausland erheblich leichter.
VII. Typische Fehler bei der Übersetzung – und wie man sie vermeidet
Viele Menschen unterschätzen, wie leicht eine fehlerhafte oder unvollständige Rezeptübersetzung zu Problemen führen kann. Hier sind die häufigsten Stolperfallen – und wie Sie sie umgehen:
1. Markennamen statt Wirkstoff verwenden
Falsch: „Ich brauche Thomapyrin“
Richtig: „Acetylsalicylsäure + Paracetamol + Coffein“
Markennamen sind länderspezifisch. Wirkstoffe (INN) hingegen sind weltweit verständlich.
2. Dosierung oder Einnahmehäufigkeit fehlen
Formulierungen wie „nach Bedarf“ oder „gemäß Verordnung“ reichen oft nicht aus. Die Rezeptübersetzung sollte enthalten:
- Stärke (z. B. 10 mg)
- Frequenz (z. B. 2-mal täglich)
- Dauer (z. B. 14 Tage)
3. Fehlende Angaben zum verschreibenden Arzt
Ein offizielles Rezept sollte enthalten:
- Name und Kontaktdaten des Arztes
- Lizenznummer oder Institutionszugehörigkeit
- Unterschrift und ggf. Stempel
Ohne diese Informationen kann das Rezept ungültig wirken.
4. Kein Ausstellungsdatum
Viele Länder akzeptieren nur Rezepte, die innerhalb der letzten 30 bis 90 Tage ausgestellt wurden. Das Fehlen eines Datums kann zu Ablehnung führen.
5. Automatisch übersetzte Inhalte ohne Prüfung
Übersetzungsprogramme liefern oft ungenaue Ergebnisse. Missverständliche Dosierungsangaben oder falsch übersetzte Wirkstoffe können fatale Folgen haben.
Besser: Lassen Sie die Übersetzung von einem Fachmann prüfen oder verwenden Sie geprüfte Vorlagen.
6. Ganz auf eine Übersetzung verzichten
Manche Reisende denken, sie könnten „zur Not“ Medikamente auch ohne Rezept im Ausland kaufen. Doch gerade bei verschreibungspflichtigen oder kontrollierten Substanzen ist das riskant und kann zu rechtlichen Problemen führen.
Fazit: Eine saubere, vollständige und medizinisch korrekte Übersetzung schützt Sie nicht nur vor Missverständnissen – sie ist oft die Voraussetzung dafür, dass Sie Ihre Behandlung im Ausland fortsetzen können.
VIII. Wo Sie Hilfe finden und Rezepte sicher übersetzen lassen können
Die gute Nachricht: Sie müssen die Übersetzung und Vorbereitung nicht alleine erledigen. Es gibt zahlreiche seriöse Quellen und Expert:innen, die Ihnen helfen können.
1. Ärztliche Unterstützung einholen
Fragen Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt, ob sie:
- eine zweisprachige Version des Rezepts ausstellen können
- INN-Bezeichnungen statt Markennamen verwenden
- ein medizinisches Empfehlungsschreiben hinzufügen
2. Professionelle Übersetzer:innen beauftragen
Für Länder mit strengen Regularien (z. B. Deutschland, Japan) ist eine fachliche Übersetzung sinnvoll. Besonders geeignet sind:
- medizinische Fachübersetzer:innen
- vereidigte Übersetzer:innen oder Dolmetscher:innen
- Übersetzungsdienste mit Spezialisierung auf Gesundheitswesen
3. Vorlagen aus seriösen Quellen nutzen
Hilfreiche Rezeptvorlagen finden Sie z. B. hier:
- NHS.uk – Großbritannien
- Ameli.fr – Frankreich
- Pillintrip.com – internationale INN-Vergleichsplattform (Vorlagen in Arbeit)
4. Lokale Telemedizin nutzen
In vielen Ländern können Sie per Online-Konsultation ein gültiges Rezept erhalten. Beispiele:
- Doctolib (Frankreich, Deutschland, Italien)
- Zocdoc (USA)
- Doctoralia (Spanien, Lateinamerika)
5. Medikamente vergleichen und Alternativen finden
Wenn ein Medikament nicht verfügbar ist, helfen Ihnen diese Plattformen:
- Pillintrip.com – internationale Medikamentenvergleiche nach INN
- WHO-INN-Datenbank
- nationale Arzneimittelregister
Fazit: Vorbereitung ist alles – mit der richtigen Unterstützung wird die sichere Versorgung mit Ihren Medikamenten im Ausland problemlos möglich.

