
Evgeny Yudin
Autor
Qualifikation: International Health Access Consultant
Position: Founder of Pillintrip.com
Unternehmen: Pillintrip.com – International Health and Travel

Eine Grippe weit weg von zu Hause kann selbst die am besten geplante Reise ruinieren. Statt neue Städte zu erkunden, liegen Sie plötzlich mit Fieber, Muskelschmerzen und völliger Erschöpfung im Hotelzimmer. Anders als eine Erkältung ist die Influenza eine schnell verlaufende Virusinfektion, die auch junge, gesunde Menschen für eine Woche oder länger außer Gefecht setzen kann.
Für Touristen und Expats endet die Herausforderung nicht bei der Krankheit selbst. Man muss sich mit dem lokalen Gesundheitssystem auseinandersetzen, herausfinden, welche Medikamente es gibt und ob die Krankenversicherung die Behandlung im Ausland überhaupt übernimmt. Deshalb ist eine gute Vorbereitung — also zu wissen, wann die Grippesaison ist, wie man sich schützt und was im Krankheitsfall zu tun ist — genauso wichtig wie das Buchen des Flugs.
Wann ist Grippesaison?
Grippe gibt es nicht nur zu einer bestimmten Jahreszeit, aber die Ausbrüche folgen je nach Region typischen saisonalen Mustern.

- Nördliche Hemisphäre (USA, Europa, Teile Asiens): Die Aktivität steigt meist ab Oktober und erreicht zwischen Dezember und Februar ihren Höhepunkt.
- Südliche Hemisphäre (Australien, Südamerika): Hier läuft die Grippesaison in der Regel von April bis September, also im dortigen Winter.
- Tropen (Südostasien, Karibik): Influenza tritt das ganze Jahr über auf, mit gelegentlichen Spitzen während der Regenzeit oder bei klimatischen Veränderungen vor Ort.
Das bedeutet: Wer im Juli aus New York abfliegt, kann der Sommerhitze entkommen und landet womöglich mitten in der argentinischen Grippesaison. Expats, die nach Südostasien ziehen, sollten Influenza als ganzjähriges Risiko und nicht nur als saisonale Gefahr betrachten. Überprüfen Sie lokale Grippeinfos vor der Reise — zum Beispiel über das CDC Yellow Book — so können Sie den Impfzeitpunkt planen und eine kleine Reiseapotheke zusammenstellen.
Übertragung und Ansteckung mit Grippe

Influenza verbreitet sich leichter, als viele denken. Ein einziger Husten in einem vollen Zug oder ein Niesen auf einem Langstreckenflug können anderen in der Nähe schon genügen, um sich zu infizieren. Deshalb treten Ausbrüche oft an Orten auf, wo Reisende lange Zeit auf engem Raum verbringen — etwa in Flughäfen, Kreuzfahrtschiffen, Bussen und Theatern.
Wie sich Grippe typischerweise verbreitet:
- Über die Luft: winzige Tröpfchen, die beim Husten, Niesen oder sogar Lachen ausgestoßen werden, werden eingeatmet.
- Durch Kontakt: Händeschütteln mit einer infizierten Person oder Umarmungen mit Freunden, die noch nichts von ihrer Krankheit wissen.
- Gemeinsame Oberflächen: Klapptische, Türgriffe, Geländer oder Touchscreens können das Virus übertragen. Wenn Sie danach Nase, Mund oder Augen berühren, steigt das Infektionsrisiko.
- Geschlossene Räume: Flugzeuge, Fähren oder Mehrbettzimmer mit schlechter Belüftung machen es dem Virus leicht, sich zu verbreiten.
Besonders tückisch ist, dass Menschen das Virus schon weitergeben können, bevor sie selbst merken, dass sie krank sind. Ein scheinbar kerngesunder Passagier beim Boarding kann im Flieger dennoch andere anstecken. Für Touristen und Expats heißt das: Prävention ist nicht nur das Meiden sichtbar Kranker, sondern vor allem der Aufbau starker Alltagsroutinen, die das Ansteckungsrisiko in Menschenmengen verringern.
Symptome und Diagnose
Woran erkennt man die Grippe?
Influenza kündigt sich meistens plötzlich an. Während eine Erkältung langsam mit leichtem Halskratzen startet, ist bei der Grippe morgens oft noch alles in Ordnung, abends fühlt man sich dann völlig erschöpft. Für Reisende heißt das: Tour absagen, Flug verpassen oder das Hotelbett hüten statt Neues entdecken.
Typische Anzeichen, auf die Sie achten sollten:
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Symptom |
Was Reisende üblicherweise bemerken |
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Fieber & Schüttelfrost |
Plötzlicher Temperaturanstieg, nachts oft mit Schwitzen. |
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Gliederschmerzen & Muskelschmerzen |
Sogar der Weg durch die Flughafenhalle kann sich wie ein Marathon anfühlen. |
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Trockener Husten |
Hartnäckig, erschwert die Erholung im Flugzeug oder Hostel. |
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Halsschmerzen |
Schmerzhaftes Schlucken, oft stärker als bei einer normalen Erkältung. |
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Laufende oder verstopfte Nase |
Kommt seltener als bei einer Erkältung vor, ist aber möglich. |
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Kopfschmerzen |
Häufig intensiv, manchmal mit Schmerzen hinter den Augen. |
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Müdigkeit |
Eine lähmende Schwäche, die länger als das Fieber anhalten kann. |
Die meisten gesunden Erwachsenen fühlen sich nach etwa einer Woche besser, aber Erschöpfung kann länger anhalten. Schon ein paar Tage mit diesen Symptomen können den gesamten Urlaub durchkreuzen.
Wie Ärzte die Diagnose sichern
In vielen Kliniken stellen Ärzte die Grippe meist anhand der Symptome und der Saison fest. Je nachdem, in welchem Land Sie sind, werden manchmal zusätzliche Tests gemacht:
- Schnelltests: Ergebnis in 15–30 Minuten, aber nicht immer zuverlässig.
- PCR-Tests: Genauer, aber oft nicht überall verfügbar, besonders in kleinen Praxen.
- Röntgen oder Blutuntersuchungen: Falls Verdacht auf Lungenentzündung oder Komplikationen besteht.
Für Expats und Reisende heißt das: Eine „Grippe-Diagnose“ in London kann ganz anders aussehen als in Bangkok oder Buenos Aires. Entscheidend ist, zu erkennen, wann es ernst wird und professionelle Hilfe nötig ist, anstatt alles allein zu versuchen.
Impfung und Vorbeugung

Wer sollte sich impfen lassen?
Die Grippeimpfung wird fast allen empfohlen, aber einige Gruppen sind auf Reisen oder im Ausland besonders gefährdet. Für sie kann das Auslassen der Impfung aus einem harmlosen Infekt einen medizinischen Notfall machen.
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Gruppe |
Warum es im Ausland wichtig ist |
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Ältere Menschen (65+) |
Haben ein höheres Risiko für Lungenentzündung und Komplikationen fernab von zu Hause. |
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Kleine Kinder (unter 5 Jahren) |
Hohes Fieber und Dehydratation lassen sich auf Reisen schwer kontrollieren. |
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Schwangere Frauen |
Der Schutz gilt für Mutter und Kind während der internationalen Reise. |
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Chronische Krankheiten (Asthma, Diabetes, Herzerkrankungen) |
Ohne den eigenen Hausarzt kann sich der Zustand auf Reisen schnell verschlechtern. |
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Vielflieger/Expats |
Ständiger Kontakt an Flughäfen, im Flugzeug und in Menschenmengen erhöht das Risiko. |
Das NHS Fit for Travel empfiehlt die Impfung als wirksamsten Schutz, besonders für alle, die zwischen Regionen mit verschiedener Grippesaison wechseln.
Wo kann man sich im Ausland impfen lassen?
- Kliniken und Krankenhäuser – in vielen Ländern gibt es saisonale Impfkampagnen.
- Apotheken – etwa in den USA oder Kanada sind Impfungen oft ohne Termin möglich.
- Reisemedizinische Zentren – besonders praktisch für Expats vor dem Umzug oder Langzeitaufenthalt.
💡 Tipp: Lassen Sie sich mindestens zwei Wochen vor der Abreise impfen, damit Ihr Körper ausreichend Zeit für den Aufbau des Immunschutzes hat.
Über die Impfstoffe
Grippeimpfstoffe werden jedes Jahr aktualisiert, um den aktuellen Virusstämmen zu entsprechen. Die meisten Reisenden bekommen die übliche inaktivierte Spritze, in manchen Ländern gibt es auch eine Nasenspray-Version. Der Schutz ist unterschiedlich stark, aber schon ein teilweiser Schutz senkt das Risiko eines schweren Verlaufs – vor allem, wenn die Gesundheitsversorgung im Ausland ungewohnt oder teuer ist.
Grippeprävention: Tipps für Reisende
- Hände häufig waschen, besonders nach dem Kontakt mit öffentlichen Oberflächen wie Geländern oder Ticketautomaten.
- Desinfektionsmittel für Bus, Bahn und Flugzeug einpacken.
- Maske in vollen Innenräumen (U-Bahn, Theater, Lounges auf Kreuzfahrtschiffen) tragen.
- Nahen Kontakt mit deutlich Kranken meiden.
- Das Immunsystem durch ausreichend Schlaf, Flüssigkeit und ausgewogene Ernährung stärken.
Reiseerfahrung: Ein Reddit-Nutzer berichtete, dass er bei vier von fünf langen Kreuzfahrten trotz Impfung erkrankte. Andere empfahlen, Buffets zu meiden, in Aufzügen Maske zu tragen und Impfungen frühzeitig zu planen. Das zeigt: Vorbeugung ist mehr als nur eine Impfung – es sind die täglichen, durchdachten Gewohnheiten.
Behandlung und Versorgung

Wie wird Influenza behandelt?
Für die meisten gesunden Erwachsenen heißt Grippebehandlung: dem Körper Ruhe gönnen. Viel trinken, rezeptfreie Mittel gegen Fieber oder Schmerzen nehmen und so viel schlafen wie möglich — das hilft meistens am besten. Im Ausland kann selbst ein leichter Verlauf anstrengend sein, wenn man das lokale Gesundheitssystem nicht kennt.
Ärzte verschreiben antivirale Medikamente (z. B. Oseltamivir), wenn Sie sich innerhalb der ersten 48 Stunden nach Auftreten der Symptome melden. Diese Mittel verkürzen die Krankheit und senken das Komplikationsrisiko, sind aber nicht in jedem Land erhältlich.
Medikamente bei Influenza
- Antivirale Mittel: helfen nur beim frühzeitigen Einsatz, nur auf Rezept.
- Mittel gegen Schmerzen und Fieber: Paracetamol oder Ibuprofen lindern Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber.
- Hustenmittel: Lutschtabletten, Sirup oder sogar Honig beruhigen den Hals.
- Nasensprays: können eine verstopfte Nase lindern, sollten aber mit Vorsicht verwendet werden.
📌 Wichtig: Antibiotika helfen bei Influenza nicht — sie wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren.
Wie geht man mit Symptomen auf Reisen um?
Wenn Sie während der Reise Grippesymptome entwickeln:
- Sobald es möglich ist, ausruhen — nicht mit aller Kraft weiter Sehenswürdigkeiten abarbeiten.
- Trinken Sie viel; in heißen Regionen Elektrolytpulver einpacken.
- Warme Duschen oder Dampfinhalation können beim Husten helfen.
- Wenn Sie unter Menschen gehen müssen: Maske tragen, um andere nicht anzustecken.
- Bei Atemproblemen, Brustschmerzen oder Verwirrtheit örtliche medizinische Hilfe kontaktieren.
Das CDC weist darauf hin, dass die meisten Menschen in etwa einer Woche genesen, die Erschöpfung aber länger andauern kann. Für Reisende gilt: Symptome nicht ignorieren – was zu Hause harmlos erscheint, kann mit Jetlag und Dehydratation in der Fremde schnell ernst werden.
Risikogruppen
Wer ist besonders gefährdet?
Jeder kann sich mit der Grippe anstecken, doch einige Gruppen haben deutlich häufiger schwere Krankheitsverläufe oder Komplikationen. Für Reisende und Expats kann das besonders sorgenbereitend sein: Eine ernsthafte Krankheit im Ausland bedeutet oft Krankenhaus, unkalkulierte Kosten und die Notwendigkeit, sich im fremden Gesundheitssystem zurechtzufinden.
Besonders vorsichtig sollten sein:
- Ältere Menschen (65+) – das Immunsystem wird schwächer, die Genesung dauert länger, das Risiko für Lungenentzündung steigt.
- Kleine Kinder unter 5 Jahren – hohes Fieber und Dehydratation können gefährlich werden, wenn der eigene Kinderarzt weit weg ist.
- Schwangere – Influenza birgt Risiken für Mutter und Kind, daher ist Impfung und frühe Therapie besonders wichtig.
- Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Herzproblemen – die Grippe kann die bestehenden Beschwerden verschlimmern.
- Vielflieger und Expats – ständiger Kontakt an Flughäfen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und internationalen Begegnungen fördert das Ansteckungsrisiko.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass Vorbeugung für diese Gruppen mehr ist als eine Bequemlichkeit – sie schützt vor Klinikaufenthalt und schweren Folgen.
Gesundheit nach der Reise

Wenn die Symptome erst nach der Rückkehr auftreten
Manchmal macht sich die Grippe erst nach der Heimkehr bemerkbar. Die Inkubationszeit beträgt meist 1–4 Tage, deshalb kommt es häufig vor, dass die Symptome erst nach dem Auspacken einsetzen. Lange Flüge, Jetlag und Schlafmangel schwächen zusätzlich das Immunsystem und geben dem Virus eine gute Gelegenheit.
Wenn Sie nach der Reise grippeähnliche Symptome bemerken:
- Beobachten Sie Temperatur und Symptomverlauf genau.
- Bleiben Sie zu Hause und schränken Sie Kontakte zu Familie, Kollegen oder Mitbewohnern ein, bis Sie mindestens 24 Stunden fieberfrei sind.
- Viel trinken – Suppen, Tee oder Getränke mit Elektrolyten beschleunigen die Genesung.
- Bei Brustschmerzen, Atemnot oder Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe frühzeitig einen Arzt aufsuchen.
Aus dem echten Leben: Erfahrung eines Reisenden
Auf Reddit berichtete ein Taucher, wie er sich auf eine teure Tauchreise mitten in der Grippesaison vorbereitete. Zwei Wochen Isolation vor der Abreise, Maske in der Öffentlichkeit, konsequente Händehygiene, um kurz vor dem Urlaub einer Infektion zu entgehen. Ein Arzt in der Diskussion hat noch weitere Tipps:
- Hände wirklich gründlich waschen (das vergessen viele).
- Grippeimpfung mindestens zwei Wochen vor der Reise auffrischen.
- Schlaf und Flüssigkeit für ein starkes Immunsystem priorisieren.
- Kontakt zu Kranken meiden.
Weitere Tipps von Reisenden: Ablagen im Flugzeug abwischen, N95-Masken in Flughäfen tragen und die anstrengenden Aktivitäten, zum Beispiel Tauchen, zu Beginn der Reise einplanen und den entspannteren Teil später.
Das Wichtigste auf einen Blick
Sich nach einer Reise krank zu fühlen ist keine Seltenheit, aber wie man richtig reagiert, macht den Unterschied. Das CDC rät: Die meisten gesunden Erwachsenen sind nach einer Woche wieder fit, doch verschlechternde Symptome sollte man nicht ignorieren. Für Expats ist es auch klug, schon im Vorfeld zu wissen, wo sich eine Klinik oder ein deutsch- oder englischsprachiger Arzt am Zielort befindet — damit Sie im Notfall nicht erst aufwendig suchen müssen.
Fazit: Grippe auf Reisen zuvorkommen
Influenza ist eines dieser Reiserisiken, das selten in Reiseführern steht, aber eine Reise stärker ruinieren kann als ein verspäteter Flug oder verlorenes Gepäck. Die gute Nachricht: Mit etwas Vorbereitung — einer rechtzeitigen Impfung, klugen Vorsichtsmaßnahmen und einem Plan für Erkrankungen unterwegs — lässt sich die Gefahr deutlich reduzieren.
Für Touristen heißt das, in Menschenmengen aufmerksam zu sein, eine kleine Reiseapotheke einzupacken und sich vorab über medizinische Anlaufstellen am Zielort zu informieren. Für Expats bedeuten gesunde Routinen — von der jährlichen Impfung bis zum Beobachten lokaler Grippe-Trends — ein Plus an Sicherheit für das ganze Jahr.
Das Wichtigste ist, unterwegs gesund zu bleiben, ohne ängstlich zu werden. Es genügt, gut informierte kleine Entscheidungen zu treffen, um die Reise unbeschwert zu genießen.
